Auszug aus einem Beitrag in Publik Forum, Juni 2021, über das Kochöfenprojekt in Guatemala:

Die meisten Familien der Nachbarschaft haben keinen Herd zum Kochen. Ihre Mahlzeiten bereiten sie auf offenen Feuerstellen zu. Etwa die Hälfte der Bevölkerung Guatemalas kocht mit Holz. Häufig wird auch Müll verbrannt, Papier oder Plastik. Der warme Qualm aus Doña Delfinas Küche bringt Feinstaub in die Wohnräume. So werden die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Höchstwerte für gefährliche Stickoxide und Kohlenstoffverbindungen um ein Vielfaches übertroffen. Cesar Puac weiß um die gravierenden gesundheitlichen Folgen: „Die Lungen der Frauen und Kinder sind völlig verrußt. Für sie ist es normal, verschmutzte Luft einzuatmen. Darin sehen sie kein Problem. Aber natürlich führt das zu Krankheiten, die gerade jetzt in der Pandemie besonders schlimm sind, wo es doch so wichtig wäre, dass wir gesund bleiben.“

Unter den vielen Angehörigen von Doña Delfina leidet immer irgendjemand an einem schweren Husten oder an Augeninfektionen. Das kann zu Atemwegserkrankungen und Erblindung führen, zu einer Lungenentzündung und Krebs. Weil der Sauerstoffmangel die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt, leiden Menschen, die schon als Kleinkinder täglich stundenlang im Qualm gelegen haben, zeitlebens an schweren Hirnschäden und Wachstumsdefiziten.

Um all diese Folgen zu vermeiden, wird Herber Santos heute fünf sparsame Kochherde übergeben: „In Zeiten der Pandemie brauchen die Familien solche Hilfe“, sagt der Ingenieur. „Gerade jetzt sind die Herde besonders sinnvoll. Sie helfen, das Immunsystem der Menschen zu stärken. Im Jahr 2010 haben die Vereinten Nationen die „globale Allianz für saubere Kochherde“ ins Leben gerufen. Regierungen, Unternehmen und Stiftungen fördern gemeinsam gesundheitsfreundliches Kochen, dass auch der Umwelt nutzt. Die heutige Lieferung von Kochherden wurde von der deutschen Stiftung Aktion Weltkinderhilfe finanziert und von der katholischen Kirchengemeinde koordiniert. Herber Santos erklärt, dass sich jede der begünstigten Familien mit etwa einem Fünftel an den Kosten von rund 120 Euro beteiligt. Auch die neuen Herde werden mit Holz befeuert, aber im Vergleich zu offenen Feuerstellen verbrauchen sie nur ein Drittel des Brennstoffs. Sie sind mit einem Schornstein ausgestattet, der den Rauch nach draußen führt.

Im Vorfeld der Lieferung hat der Sozialarbeiter der Gemeinde, Cesar Puac, die Installation von fünf neuen Kochherden koordiniert. Seit Beginn der Pandemie kümmert er sich vorwiegend darum, die Verteilung von Kleiderspenden und Grundnahrungsmitteln zu organisieren. „Zur Zeit werde ich oft angerufen, weil jemand etwas zu essen braucht. Die Frauen erzählen mir, dass sie kein Geld mehr haben, weil ihre Ehemänner entlassen wurden. Das kann dazu führen, dass die Kinder krank werden, weil sie nicht genug zu essen bekommen.“

Dona Delfina freut sich sehr über ihren neuen Kochherd.

Lieferung von 60 Kochherden in das Dorf Osuna im März 2021.