Auszug aus dem Jahresbrief von Frau Ehrle, Projektleiterin Deepam, Indien im November 2021:

Die Farmarbeit ist beliebt

Leo berichtet: „Während Schulen geschlossen blieben, war Arbeit im Freien erlaubt und so hat es sich entwickelt, dass im August 2020 zuerst zwei unserer Großen mit der Farmarbeit begonnen haben und inzwischen 15 regelmäßig teilnehmen und regelrecht aufblühen. Dabei hat sich eine wunderbare Kollaboration zwischen Deepam und der Auro-Orchard Farm ergeben und unsere Jugendlichen werden von den regulären MitarbeiterInnen dort geschätzt und gut aufgenommen. In der Natur zu sein, ist aus sich  heraus heilsam, und durch die verschiedenen Tätigkeiten auf der Farm erwerben unsere HelferInnen wertvolle lebenspraktische Fähigkeiten. Sie übernehmen graduell  mehr Verantwortung, zeigen Eigeninitiative, und ihr Selbstbewusstsein ist sichtlich gewachsen. Suresh, der gehörlos und bereits 30 Jahre alt ist, war Deepam entwachsen  und ziemlich verloren, da sein Elternhaus ihm wenig Rückhalt bietet. Ihm gefällt es auf der Farm, wo er nun an sechs Tagen morgens mithilft und sich gut in das Team  integriert hat. Als Dankeschön bekommt er Obst und Gemüse mit nach Hause. Wir hoffen, dass Suresh sich weiterhin bewährt und ihm in Zukunft eventuell ein Arbeitsplatz  auf der Farm angeboten wird.“

 

Handwerkliches Training

Bei Deepam legen wir Wert darauf, dass unsere Kinder früh – ihren individuellen Fähigkeiten entsprechend – handwerkliche Kenntnisse erlernen. In unserem  Handwerksraum bieten wir Nähen, Holzarbeiten, diverse Bastelarbeiten und Kerzengießen an. Einzelne helfen auch beim Essen zubereiten in der Küche mit. Leela ist Ergotherapeutin und hat auch eine Schneiderlehre absolviert. Sie kommt 3-mal pro Woche zu uns und erzählt: „Die Mädels gehen verschiedenen Arbeiten nach. Dharani fertigte beispielsweise ein Kleidungsstück für ihre Nichte an, während Hema ein Punjabi-Oberteil ausbesserte. Dann kam ein dringender Auftrag von Deepam rein, und wir haben 40 neue Kissenbezüge genäht, wofür mir Hema beim Zuschneiden des Materials half; beim Nähen waren alle dabei. Die Auswahl des Materials, das Maßnehmen, das Zuschneiden und zu verstehen, wie ein Abnäher angebracht wird, sind herausfordernde Aufgaben, aber wir meistern sie zusammen. Meine Mädels verstehen oft besser als ich, wie die Nähmaschinen funktionieren. Als der eingebaute Mechanismus ausfiel, haben sie herausgefunden, dass sich die Spule mit Faden füllt, wenn sie einen Schraubenzieher durch das Loch der Spule stecken und ihn an das sich drehende Rad halten. Meine Lehrlinge haben Kuscheltiere, Einkaufstaschen, Kleidungsstücke und einiges mehr angefertigt. Mir ist bewusst, wie viel Konzentration, Achtsamkeit fürs Detail, feinmotorisches Geschick, Koordination und Ausdauer notwendig sind, um derartige Arbeiten auszuführen. Ich bin wirklich stolz auf diese Mädchen, die sich wegen ihrer Einschränkungen extra anstrengen müssen.“