Liebe Frau Solzbacher,

erstmals ein herzliches Danke-Schön für die Überweisung von 15.000€ für Deepam!

In Indien sind wir längst nicht überm Berg. Ich befürchte es kommt noch einiges auf uns zu. Die Zahl der Infizierten in den Millionenstädten steigt stetig – trotz rigoroser Maßnahmen – , was zu erwarten war. Unmengen von Menschen leben hier sehr eng zusammen. Da sich die Zahl der Angesteckten in unserem Bundesstaat – Brennpunkt Chennai – weiterhin deutlich erhöht, glaube ich nicht, dass wir Deepam bald öffnen können. Inzwischen gibt es einige diffuse Lockerungen z.B. dürfen Industriebetriebe und Läden teilweise öffnen, mit hohen Sicherheitsvorschriften, die bestimmt nicht immer eingehalten werden. Millionen von Tagelöhnern haben kein Bargeld mehr und somit nichts zu Essen.

Bestimmt haben Sie in den Nachrichten verfolgt, dass diese Woche im Nordwesten Indiens ein schlimmer Zyklon gewütet hat. In der Großstadt Kalkutta, wo es viele an Corona Erkrankte gibt, wurden ganze Stadtteile verwüstet.

Kopiere Ihnen was wir auf unsere Homepage gestellt haben:

Viele möchten gerne wissen wie es uns hier in Indien geht. Es war traurig, im März Deepam für unsere Kinder wegen COVID-19 schließen zu müssen. Indien hat inzwischen die Ausgangssperre bis 31. Mai verlängert. Nur essentielle Services dürfen geöffnet sein. Schulen, Universitäten und fast alle Geschäfte und Fabriken sind geschlossen. Alle öffentlichen Verkehrsmittel, sowie Inlands- und internationale Flüge sind komplett eingestellt. Wir sind alle angehalten, zu Hause zu bleiben. Einkaufen ist nur noch morgens erlaubt. In der Öffentlichkeit ist es Pflicht Schutzmasken zu tragen. Glücklicherweise sind bisher in unserer Region keine infizierten Personen bekannt geworden. Da aber viele Menschen in Indien von dem leben, was sie am Tag verdienen, haben Millionen kein Bargeld zur Verfügung. Die Regierung verteilt zwar einen gewissen Betrag an Reis, Hülsenfrüchten, Öl und Zucker an die ärmsten Haushalte der Bevölkerung, aber kein Gemüse oder Obst. Die Lebensmittelpreise steigen stetig.

Wir wissen nicht wann wir Deepam wieder für unsere Kinder öffnen können. In 28 Jahren hatten wir nie so lange geschlossen! Unsere Mitarbeiter stehen telefonisch mit unseren Kindern in Kontakt und wir helfen mit Lebensmitteln und Medizin. Auf keinen Fall möchten wir unsere Mitarbeiter entlassen – es steckt viel Training und Input dahinter, ein gutes Team aufzubauen. Zum Glück können wir vorerst unseren 11 Mitarbeitern online ihr Gehalt überweisen – doch wir werden mit Spendeneinbußen rechnen müssen und freuen uns über jede finanzielle Unterstützung in dieser schwierigen Zeit.

Wir hoffen sehr, dass wir alle gesund und sicher bleiben und das Gleiche wünschen wir Ihnen auch!

Seit 14 Tagen konnten wir organisieren, dass unsere Kinder, die in der Nähe wohnen, bei Deepam Mittagessen bekommen. Viele von ihnen hatten sehr abgenommen. Unsere lokalen Mitarbeiter kümmern sich darum. Wir müssen dies sehr unauffällig handhaben, da es offiziell nicht erlaubt ist.

Bisher sind hier alle gesund. Wir bekommen auch genügend Lebensmittel.

In den letzten Tagen hat es bei uns 41 Grad und eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Unsere Belohnung sind, von der Sonne verwöhnte, leckere Mangos, Jackfrüchte und Papayas.

Beste Wünsche und herzliche Grüße aus dem tropischen Sommer in Südindien,
Angelika Ehrle