Liebe Frau Meisterjahn-Knebel,

ja, es geht uns gut und ich hoffe Sie sind auch nicht vom Virus betroffen.

Wir arbeiten im 3. Bauabschnitt und es werden derzeit 10 Lehrerwohnungen ein Verwaltungsgebäude und eine umzäunende Mauer gebaut. Für den gesamten Bau wurde ursprünglich ein Zeitraum von 6 Monaten veranschlagt. Unsere Schule – wie auch alle anderen Schulen in Uganda – ist seit dem 20. März bis zunächst zum 26. April geschlossen. An unserer Schule lernen derzeit 390 lokale Schüler, davon 87 Internatsschüler aus allen Teilen Ugandas. Die Gesamtkapazität der fertigen Schule beträgt gut 500 Kinder.

 Ganz Uganda hat laut aktueller Statistik 55 Infizierte, 20 Genesene und bisher keinen Todesfall durch CoVid 19. Das sieht sehr wenig aus, aber Sie wissen ja selbst, wie diese Zahlen zu bewerten sind.

Allerdings lassen die äußerst harten Maßnahmen, die Staatspräsident Museveni erlassen hat, vermuten, dass die Zahlen zumindest in der Größenordnung einigermaßen der Wahrheit entsprechen:

1.       Ab 30 April 22.00 Uhr dürfen 14 Tage lang keine Privatwagen fahren.

2.       Non-Food-Läden sind ab 1. April 14 Tage lang geschlossen

3.       Die Lebensmittelgeschäfte, Apotheken bleiben geöffnet. Vorrangig soll geliefert werden.

4.       Supermärkte dürfen weiterhin geöffnet sein, aber mit der Standardarbeitsanweisung für Abläufe

5.       Etablierte Lebensmittelmärkte bleiben offen, aber mit 4 Metern sozialer Distanz auf dem Markt. Die Verkäufer dürfen während der 14 Tage nicht nach Hause gehen, sondern müssen auf dem Markt schlafen.

6.       Die Fabriken sollten offen bleiben, aber die Arbeiterinnen und Arbeiter bleiben über Nacht in der Fabrik.

7.       Salons und Barbiere schließen

8.       Bauarbeiten wird nur dann fortgesetzt, wenn die Arbeiter auf der Baustelle übernachten können.

9.       Wesentliche Dienste werden weitergeführt: Bankwesen, Müll, Reinigung, Feuerwehr, Tankstellen, Wasserwerke und Bestattungsdienste

10.   Die Fracht wird weiter befördert, jedoch mit einer Mindestzahl von Schiffen. Lastkraftwagen dürfen nicht mehr als 3 Passagiere transportieren.

11.   Versammlungen von mehr als 5 Personen verboten.

12.   19.00 Uhr Ausgangssperre in Uganda. Keine Bewegung außer Frachttransporten

13.   In (medizinischen) Notfällen kann beim RDC die Erlaubnis zur Reise beantragt werden. Nur Regierungsfahrzeuge unter dem Kommando des Distriktarztes.

14.   Es wird ein Fonds zur Unterstützung der Importsubstitution eingerichtet.

15.   Erleichterungen bei Banken, Wasser und Strom werden angekündigt.

16.   Regierungsangestellte sollten zu Hause bleiben, mit Ausnahme von Armee, Polizei, Gesundheit, Wasser, Telefon und einigen anderen. Standardarbeitsanweisung für Abläufe sollen in den Kasernen umgesetzt werden (z.B. keine Besucher in den Kasernen)

17.   Personen, die Lebensmittellager gehortet haben um die Waren überteuert weiter zu verkaufen, werden wegen versuchten Mordes verhaftet und bestraft.

Wir haben stets einen ständigen Kontakt zu unserem Projektleiter Stephen Jumba und er berichtet fast täglich auch mit Fotos. Status ist, dass die Arbeiten in der leeren Schule sehr gut vorankommen. Die 14 Arbeiter arbeiten nach Regel Nr. 8 und sie schlafen mit ausreichend Abstand in den großen Schlafsälen der Internatskinder auf dem Campus. Verpflegt werden sie aus der Schulküche, die sich ebenfalls auf dem Campus befindet. Alle wurden im Vorfeld über die notwendigen Verhaltensweisen informiert (Abstand, Hände waschen).

 Spannend wird es, wenn die Schule tatsächlich ab dem 27. April ihre Pforten wieder öffnet. In der abgelegenen Region Kasambyas ist das Virus – denke ich – noch nicht angekommen, aber was ist mit den Internatskindern, die zum Teil von teilweise über 200 km entfernt aus dem ganzen Land wieder anreisen?

Ich hab Ihnen noch einige Fotos der letzten Tage mitgeschickt.
Falls sie noch Fragen haben, stehe ich gern zur Verfügung.

 Herzliche Grüße

Peter Hurrelmann