Frau Ehrle, Projektmanagerin von Deepam, Indien, schrieb in Ihrem Newsletter Ende November 2022:

Shakti ist der Kleinere (er wog nur 1 kg bei der Geburt) von zwei 2007 geborenen Zwillingsbrüdern. Während sein Bruder als Erster gesund zur Welt kam, hat Shakti durch einen Sauerstoffmangel eine schwere Zerebralparese, die sich als Spastik seiner Muskulatur bemerkbar macht. Wegen einer sogenannten Athetose bewegen sich seine Gliedmaßen ständig unkontrolliert, was bizarr aussieht. Sogar die Muskeln im Gesicht sind betroffen; dadurch hat er auch Schwierigkeiten beim Essen, und seine Aussprache ist unklar. Shakti hat ein besonders freundliches Wesen. Er ist ein intelligenter Junge und besucht eine Förderschule in der nahe gelegenen Kleinstadt. Seine inzwischen verwitwete Mutter ist unglaublich motiviert. Sie bestand darauf, ihren Jungen zu uns zur Physiotherapie zu bringen, und wir konnten schlichtweg nicht nein sagen, obwohl wir schnell herausfanden, dass ihre Angabe, in unserem Einzugsbereich zu wohnen, nicht stimmte. Da die Mutter nur stundenweise als Haushaltshilfe arbeiten kann und nur wenig verdient, geben wir monatlich einen Betrag für den Lebensunterhalt der Familie obendrauf. Mit regelmäßigen krankengymnastischen Übungen ist Shakti ein großes Stück vorwärts gekommen und kann mit Spezialschuhen und einem Rollator jetzt eine kurze Strecke gehen. Außerdem geht er mit anderen Deepam-Kindern zum Schwimmen und zur Reittherapie. Shakti liebt es, zu Deepam zu kommen und mag Joyce, seine Physiotherapeutin, besonders gern. Er und auch seine Mutter bedanken sich für all die Unterstützung von Deepam.

 

Ein Haus für Lakshmi
Die blinde Lakshmi haben wir 2005 kennengelernt, als wir in einem abgelegenen Dorf an der Küste Tsunami-Hilfe geleistet haben. Lakshmi besuchte die Regelschule, bis sie mit neun Jahren an Gehirnhautentzündung erkrankte und ihr Augenlicht verlor. Ihre Eltern verstarben beide, als sie dreizehn Jahre alt war, und so lebt sie seitdem ohne Verwandte ganz alleine. Im Dorf hat sie eine Aufgabe als Botin: Sie geht mit einer Glocke herum, um Neuigkeiten zu verkünden, beispielsweise Feierlichkeiten und Todesfälle. Dafür erhält sie von den Dorfbewohnern etwas Geld und Essen.

Seit wir Lakshmi getroffen haben, unterstützen wir sie hin und wieder mit Haushaltsgegenständen, Kleidung und auch, wenn sie krank ist. Wann immer sie Hilfe braucht, schafft sie es mit dem öffentlichen Bus und per Anhalter den ganzen Weg zu Deepam. Es ist bewundernswert, wie unabhängig und selbstbewusst Laskhmi ist.

Lakshmi beklagt sich seit Längerem, dass die Behausung, die ihr im Dorf zur Verfügung gestellt wurde, undicht und ist und einzustürzen droht. Selvi und ihr Mann haben mit den „Dorfvorstehern“ gesprochen und ausgehandelt, dass Lakshmi mitten im Dorf direkt neben dem Tempel ein Stück Land zur Verfügung gestellt bekommt, wo sie beschützt ist. Ein ortsansässiger Maurer hat sich bereit erklärt, ein kleines Haus für Lakshmi zu bauen und uns versichert, dass er uns nicht „übers Ohr haut“, da Deepam einer blinden Frau hilft. Nun hoffen wir sehr, dass das Haus rechtzeitig fertig wird, bevor der Monsun einsetzt. Lakshmi hat dann endlich eine eigene Toilette im Haus, was ihren Alltag erheblich erleichtern wird.